Zwischenbilanz Zukunftsstrategie ökologischer Landbau

Landwirtschaft

ZöL: Zähe Strategie mit Luft nach oben

Mit dem Ziel, den Ökolandbau in Schwung zu bringen hat die Bundesregierung vor fünf Jahren die Zukunftsstrategie ökologischer Landbau begründet. 2017 hat sie der damalige Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt auf der BioFach vorgestellt [1].

In dieser Woche haben die Akteure auf der BioFach eine Zwischenbilanz gezogen. Elisabeth Bünder ist Referatsleiterin für den ökologischen Landbau im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Der Rechtsrahmen für den Ökolandbau ist mit der neuen EU-Bio-Verordnung 2018/848 gütig und wird am 01. Januar 2021 in Kraft treten. Wenn diesen März die Tierhaltungsbedingungen definiert sind, ist das Kapitel für die produktionstechnischen Durchführungsbestimmungen beendet. Das Kapitel Kontrollregelungen läuft derzeit und die Bestimmungen für die Handelsregelungen, wie beispielsweise Bio-Importe aus Drittländern bewertet werden, werden noch abgestimmt. Bünder ist zuversichtlich, dass bis Jahresende das Kapitel abgeschlossen ist.

Erhalten bleibt die Ausnahmeregelung für Tierfutter. Im Rahmen der Eiweißstrategie werden auch Soja, Ackerbohnen, die Lupine und Erbsen gefördert, aber für die Ökotierversorgung wird die ökologische Futterproduktion nicht ausreichen. Bislang durften die Betriebe einen bestimmten Prozentsatz an konventionellem Futter beziehen – was nach der neuen Öko-Verordnung erlaubt bleibt.

Für den Beratungsteil in der ZöL wird das Projekt für mehr Öko in der Berufsausbildung bis 2021 verlängert und für die Umstellungsberatung eine neue Förderrichtlinie aufgesetzt. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat auf der BioFach eine Initiative für die Außer-Haus-Verpflegung vorgestellt. Das ist dann die achte im Rahmen der ZöL. Für die Verbesserung der Leistungsfähigkeit ökologischer Betriebe hat das ZöL bereits viele Leitfäden von der Pflanzengesundheit über die Tierhaltung bis zum Kontrollsystem herausgegeben. Im fünften Handlungsfeld ist die effiziente und administrierbare Honorierung von Umweltleistungen bereits in Planung.

Strategie und Praxis

Strategien haben einen technologischen Kern, der für die landwirtschaftliche Praxis oft schwer verdaulich erscheint. Die Zahlen der BioFach 2020 zeigen, dass auch ohne umfassende Strategie große Ziele erreichbar sind. Die Zahl der demonstrierenden Landwirte auf den Straßen erfordert schnelle und unbürokratische Entscheidungen. Die ZöL wirkt für Dr. Karl Kempkens von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen eher „zäh. Alle Beteiligten bemühen sich redlich.“ Die Politik solle nicht auf die Ergebnisse der ZöL warten, die ab 2023 in eine zweite Phase bis 2030 gehen soll. „Wir müssen schneller und flexibler werden.“ So ähnlich lautet auch das Fazit von Peter Röhrig vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Es ist nach wie vor gut, dass es die ZöL gibt. Aber für das 20-Prozent-Ziel der Bundesregierung sei noch viel Luft nach oben.  Nicht nur die EU-Ökoverordnung, auch im Bereich Tierwohllabel, das den Bio-Bereich ausklammert, die Außer-Haus-Verpflegung  kann bei einem Anteil von einem Prozent in der Gastronomie deutlich verbessert werden und vor allem fehle es an einer Kohärenz zwischen allen Politikressorts. Defizite sind nach Röhrig vor allem in den der Landwirtschaft nachfolgenden Bereichen bis zur Vermarktung zu sehen. Die Bundesregierung versuche das Ziel 20 Prozent Biolandbau innerhalb von Strukturen zu erreichen, die nur für einen Anteil von fünf Prozent ausgelegt seien.

Nachdem die Praxis funktioniert rücken Fragen in der Vermarktung in den Vordergrund, fasst Dr. Jürn Sanders vom Thünen-Institut die Zwischenbilanz zusammen.

Lesestoff:

[1] Schwung für den Ökobereich: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/die-oeko-erzeugung-in-schwung-bringen.html

Roland Krieg

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