Zypern kürzt Landwirten das Wasser

Landwirtschaft

Wassernot in Zypern

Das zypriotische Kabinett hat am 30. Mai eine Kürzung des für die Landwirtschaft genutzten Wasservolumens um 30 Prozent verkündet. Die Regierung sieht sich zu diesem Schritt ab dem 01. Juli gezwungen, weil die Wasserreserven in den Stauseen nicht mehr für alle reichen. Private Haushalte sollen in diesem und im nächsten Jahr keine Kürzungen befürchten.

Die Entscheidung betrifft alle Landwirte, die für ihre einjährigen Feldkulturen und Gewächshäuser auf eine Beregnung angewiesen sind. Dauerkulturen können noch 25 Prozent und Bananenplantagen 36 Prozent ihres Bedarfs decken. Neu angelegte Feldkulturen werden nicht mehr bewässert. Innerhalb der nächsten drei Monate will Zypern Wasserpläne für eine  kurzfristige, mittel- und langfristige Versorgung aufstellen.

Zu wenig Niederschlag

Zypern reagiert damit auf den mangelnden Niederschlag der letzten drei Jahre. Seit Oktober 2017 sind mit 419 mm Niederschlag lediglich 85 Prozent der üblichen Regenmengen auf die Insel niedergegangen, wie der zypriotische Agrarminister Costas Kadis diesen Montag im Brüsseler Agrarrat mitteilte. Mit 44,1 Millionen Kubikmeter hat der Zufluss in die Staudämme ebenfalls das niedrigste Niveau der letzten drei Jahre erreicht. Mit aktuell 64,2 Millionen Kubikmeter Wasser sind die Dämme nur zu 22,1 Prozent gefüllt. Für den Süden des Landes beträgt die Prognose für die Wasserreserve zum Jahresende 2018 nicht mehr als 9,4 Millionen Kubikmeter. Das südliche Versorgungssystem muss 75 Prozent der Bevölkerung mit den großen Städten Nikosia, Limassol, Larnaca, Ayia Napa und Paralimni versorgen.

Wasser für Touristen

Während Bevölkerung, Industrie und Tourismus keine Auswirkungen spüren sollen, wird es für die Landwirte ernst. Bei den Dauerkulturen rettet das Wasser wohl noch gerade den Erhalt der Pflanzen und Bäume, aber keine Fruchtbildung mehr. Das trifft beispielsweise den Zitrussektor, der beim Agrarexport an zweiter Stelle steht. Starke Einschränkungen wird es bei der Hauptexportfrucht, den Kartoffeln, geben. Die Erntemengen werden deutlich fallen und Exportmärkte verloren gehen. Was sonst durch die Ernte der Sommerkulturen gedeckt wird, muss zusätzlich importiert werden. Die Bevölkerung und Touristen sollen von Einschränkungen im Nahrungsmittelangebot nichts bemerken.

Ausbau Entsalzungsanlagen

Neben dem Niederschlag versorgt sich Zypern mit Meereswasser aus Entsalzungsanlagen. Jährlich werden 68 Millionen Kubikmeter Wasser gewonnen, die 62 Prozent des Bedarfs stellen. Zypern rechnet mit einem jährlichen Bedarf von 110 Millionen Kubikmeter. Die drei wichtigsten Entsalzungsanlagen sind in Limassol in der Region Episkopi, die mit 40.000 Kubikmeter Trinkwasser am Tag die größte der Insel ist. Die Regierung will mit den Managern die sowieso schon geplante Ausbaustufe von zusätzlich 20.000 Kubikmeter in Angriff nehmen. Sollten die Manager von  Episkopi das Ziel nicht erfüllen, will sie mit den Betreibern der Anlage in Vasilikos sprechen. Die Regierung befürchtet, dass Limassol das Wasser ausgeht. Für die Stadt Paphos soll im September eine Ausschreibung für den Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage eröffnet werden. Bis dahin wird die Stadt über Pipelines aus Staudämmen versorgt.

Wasserverbrauch kontrollieren

Parallel geht Zypern die Wasserversorgung jetzt auch strategisch an. In allen landwirtschaftlichen Regionen werden die Bewässerungssysteme effizienter gestaltet. Bewässerungspläne müssen erstellt werden und die Landwirte bekommen Wasseruhren zur Messung ihres Verbrauches. Die Regierung plant auch ein Quotensystem für die Bewässerung inklusive Kontrollen und Sanktionen bei Übernutzung der Ressource. In Zeiten der Trockenheit soll es Nutzungseinschränkungen für die Landwirtschaft geben. Ganz im Rahmen der aktuellen EU-Pläne zur Nutzung von Abwasser, sollen marginale Wasserquellen und die Wiederverwendung von Wasser für die Landwirtschaft eingeplant werden [1].

Mittlerweile holt der Klimawandel die früheren Planungen ein. Das Land hat seit Ende der 1960er Jahre Staukapazitäten für 331,9 Millionen Kubikmeter aufgebaut. Die Voraussetzung, der Niederschlag, für die Wiederbefüllung hat sich in der letzten Dekade nicht mehr erfüllt. Costas Kadis hat am Montag die EU um Finanzhilfe gebeten und will für die Gemeinsame Agrarpolitik ab 2020 das Thema Wasserknappheit berücksichtigt wissen.

Lesestoff:

[1] Mehr Wasser für die Landwirtschaft: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/bewaesserung-vereinfachen.html

Roland Krieg

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